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Abschied

Herbert Beltle übergibt Rôtisserie Weingrün

Berlin

Nach 16 Jahren übernehmen Renate Dengg und Max Setrak vom Jolesch.

Max Setrak und Renate Dengg | Foto: Nils Hasenau
Max Setrak und Renate Dengg | Foto: Nils Hasenau

BERLIN. An der Gertraudenstraße in Berlin-Mitte geht eine Ära zu Ende: Gastronom Herbert Beltle, der die Rotisserie Weingrün mehr als anderthalb Jahrzehnte geprägt hat, zieht sich in den Ruhestand zurück. Die Nachfolge tritt ein erfahrenes Duo an: Renate Dengg und Max Setrak, bekannt durch das Kreuzberger Kultrestaurant Jolesch. Das bewährte Konzept der gehobenen Rotisserie wollen die beiden Vollblut-Gastronom*innen beibehalten – schließlich ist das Weingrün in dieser Form ein Unikat in Berlin. Gleichzeitig bringen Dengg und Setrak frische Impulse, einen reichen Erfahrungsschatz und vor allem Herzblut mit – so wollen sie dem Traditionslokal neues Leben einhauchen, ohne dessen Charakter zu verlieren.

Küchenphilosophie

Für das gastronomische Konzept zeichnet, wie auch im Jolesch, Küchenchef Tobias Janzen verantwortlich. Gemeinsam mit Dengg und Setrak hat er die Speisekarte von Grund auf überarbeitet und modernisiert. Ein Wiener Schnitzel sucht man im Weingrün vergeblich - stattdessen gibt es hier gemäß des Rotisserie-Konzepts natürlich vor allem zahlreiche Spezialitäten vom Flammenwand-Grill. Neben dem Huhn, das Janzen vom Prignitzer Landhof bezieht, werden auch BBQ Spare Ribs vom Havelländer Apfelschwein oder EntrecÙte vom Simmentaler Rind über dem offenen Feuer zubereitet. Eine Neuerung, auf die Dengg und Setrak besonderen Wert legen: Neuerdings kommen im Weingrün auch Vegetarier*innen und Veganer*innen auf ihre Kosten. Der Bratensellerie wird beispielsweise im Ganzen mariniert, goldbraun gebraten und mit gerösteten Haselnüssen serviert. Die Beilagen reichen von Käsespätzle über Grillkartoffeln bis hin zu Wildem Brokkoli. Neben den Rotisserie-Spezialitäten stehen außerdem feine Kreationen wie Ceviche vom Lachs oder Tatar vom Weideochsen auf der neuen Speisekarte. Wer danach noch Platz hat, rundet das Dinner mit einer Crème brûlée oder einem Crêpe in Orangen-Karamellsauce ab.  

Auch die Getränkekarte wurde mit dem Inhaber*innen-Wechsel neugestaltet. Neben einer großen Weinauswahl mit rund 100 Positionen aus Deutschland, Frankreich und Österreich, finden sich darauf neuerdings auch hochwertige Cocktail- und Long Drink-Klassiker wie Basil Smash und Kiew Mule, österreichische und französische Brände, ausgewählte Whiskys und Portweine sowie hausgemachte alkoholfreie Drinks. 

Auch wenn im Weingrün nicht die österreichische Küche im Zentrum steht, so ist der Grundsatz doch derselbe wie im Kreuzberger Schwesternrestaurant Jolesch: Gastfreundschaft und Gemütlichkeit sind die verbindenden Konstanten, ebenso wie ein kompromissloser Qualitätsanspruch - sowohl in Bezug auf Produkte als auch den Service. Genau wie im Jolesch sollen sich im Weingrün alle wohlfühlen: ob Familien, Geschäftsreisende*r, Tourist*in oder Freundesgruppe. 

Interieur

Schon beim Betreten des historischen, lichtdurchfluteten Eckhauses fällt die offene, einladende Atmosphäre im Weingrün auf. Zwei großzügige Fensterfronten geben den Blick nach außen frei und lassen viel Tageslicht in den weitläufigen Gastraum. An hellen Holztischen finden hier insgesamt knapp 100 Gäste Platz. Eine offene Ziegeldecke und hellgrüne, strukturierte Wände kreieren eine urbane, beinahe industrielle Atmosphäre. Zugleich sorgen warmes Licht, natürliche Materialien und ein stimmiges Tischgedeck für das richtige Maß an Gemütlichkeit - eine gelungene Verbindung aus moderner Eleganz und behaglicher Gastlichkeit. Ein echter Blickfang ist das grafisch gestaltete Regal hinter der Bar, das als stilistischer Anker im Raum fungiert. Weitere charakteristische Akzente setzen das grün illuminierte Weingrün-Logo, ein üppiger Blumenstrauß auf dem Servierwagen und drei ausgestopfte Hähne an der Wand rechts vom Eingang. Die Inneneinrichtung der Rotisserie schlägt damit eine überzeugende Brücke zwischen Tradition und Zeitgeist

Lage

Die Lage des Restaurants könnte kaum symbolträchtiger sein: Genau hier, an den Ufern der Spree, entstand um 1237 das historische Zentrum Berlins. Wo einst Händler*innen, Märkte und Fischersleute das Bild prägten, genießt man heute auf denselben Pflastersteinen Aperitifs von der neu kuratierten Cocktailkarte mit Blick auf das geschäftige Treiben an der Spree. Die Gertraudenstraße ist nach dem im Mittelalter unweit des Restaurants gelegenen Gertraudenhospitals bzw. seiner Namensgeberin, der Heiligen Gertraude benannt: einer klugen, mitfühlenden Frau, die sich im 7. Jahrhundert mit Hingabe um Pilgernde, erkrankte und bedürftige Menschen kümmerte. Der Spittelmarkt (abgeleitet vom mittelalterlichen Begriff für (Ho)Spital) bildete damals bereits das soziale Zentrum der Stadt - und bleibt bis heute ein lebendiger Treffpunkt. Hier tummeln sich Berliner*innen und Touristen gleichermaßen.

 

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