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SZ-Interview

Christian Bau wirft Politik Verachtung der Spitzenküche vor

Drei-Sternekoch äußert sich zur Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Standing der Sterneküche

Christian Bau
Christian Bau

PERL-NENNIG. Christian Bau hat die Politik für die fehlende Wertschätzung der Spitzenküche kritisiert. "Die Politik verachtet uns", sagte der Drei-Sternekoch der Süddeutschen Zeitung in einem Interview anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz am 2. Oktober durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er habe ein "komisches Gefühl" dabei, weil er sich frage, warum ausgerechnet er die Auszeichnung erhält. Er hoffe, er erhalte den Orden stellvertretend für die positive Entwicklung der deutschen Top-Gastronomie. Christian Bau ist nach Joachim Wissler der derzeit "dienstälteste" deutsche Drei-Sternekoch. Bislang wurden Harald Wohlfahrt und Heinz WInkler als einizge Drei-Sterneköche mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Christian Bau erhält das Bundesverdienstkreuz im Rahmen einer Ehrung mit zahlreichen Kulturschaffenden.

Bislang, so wird in dem Interview deutlich, hat Christian Bau seitens der Politik keine besondere Wertschätzung erfahren: "Wir sind für diese Leute die "Gourmettempel", die Dekadenten mit dem Hummer, dem Kaviar, den Trüffeln. Das meiden Politiker wie der Teufel das Weihwasser." Deutsche Politiker würden sein Restaurant nicht besuchen, aus Angst vom Wähler für dekadent gehalten zu werden. Die Wertschätzung für die besten Köche sei in Frankreich eine andere: "Als Paul Bocuse kürzlich starb, kondolierte der Staatspräsident. Sein Innenminister schrieb: "Monsieur Paul war Frankreich", sagte Bau der SZ. Deutschland habe zwar Koch-Legenden wie Witzigmann und Wohlfahrt, aber die "Leute in der Fußgängerzone" würden nur Tim Mälzer kennen. "Das wäre so, als käme auf die Frage nach unserem bedeutendsten Komponisten die Antwort: Dieter Bohlen."

Die fehlende Lobby für die Spitzenküche ist aus Sicht von Christian Bau die "Kernfrage". Ein Anfang wäre es, die Restaurants nicht mit weiterer Bürokratie zu belasten. Als Beispiel nannte er in dem SZ-Interview die Arbeitszeiterfassung. "Wir kommen in der Gastronomie mit den acht Stunden nicht hin, wenn wir mittags vier Stunden Servicezeit haben und abends fünf. Ohne Vorbereitungszeit! Eine zweite Brigade kann ich mir bei zehn Tischen nicht leisten. Also machen wir mittags zu." Allerdings räumt Bau ein, dass die Spitzenköche auch wenig Lobbyarbeit machen. Mancher Arbeitgeber sehe das nicht gern und es fehle an Abstimmung und gegenseitiger Unterstützung. Daher gebe es Moment keinen der anfange "auf die Pauke zu hauen", alle konzentrierten sich auf die eigene Küche.

In dem Interview zeigt Christian Bau die Bedeutung der Spitzengastronomie auf: die Produktvielfalft im Supermarkt hänge stark mit der Entwicklung der Top-Küche zusammen. Außerdem hätten viele Köche, die einfachere Restaurants oder Landgasthäuser betreiben, bei Spitzenköchen gelernt. "Deren Ausbildungsstammbaum können Sie auf drei, vier große Köche zurückführen. Erinnern Sie sich mal an den Fraß, der in Deutschland vor 40 Jahren serviert wurde! Die Spitzenküche ist wie die Formel 1: Was wir entwickeln, kommt irgendwann der breiten Gesellschaft zugute", sagte Christian Bau.

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