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Hotel des Monats - Flohrs

Zu plötzlich erschrecken die unwirtlichen Herbsttage nach einem süchtig machenden Sommerausklang, die städtischen Laubsauger lärmen - und ich sehne mich nach einem ruhigen Gasthaus in seiner ursprünglichen Bedeutung. Umsorgter Gast zu sein in Flohrs Restaurant und schönem Hotel in Überlingen am Ried, das wär?s.

 

Mitten im herrlichen Hegau mit seinen Vulkanbergen. Zu Füssen von Singens Hausberg Hohentwiel, 686 m hoch, mit der größten Festungsruine Deutschlands, für den Genießer allerdings bedeutsamer, dass hier das höchste Weinbaugebiet Deutschlands liegt. Der Blick schweift weit über sanfte Hügel, über Kirchen und Dörfer, in die Bläue des Bodensees, träumerische Kindheitserinnerungen werden wach.

 

In dieser beliebten Ferienlandschaft die lukullische Gastfreundschaft von Georg und Kirsten Flohr genießen zu dürfen, heißt eins werden mit der Kultur, mit der Natur, ihren Produkten und ihren Düften.

Nicht umsonst wird Georg Flohr, ein leidenschaftlicher Koch, als Aromenkünstler vom Bodensee gepriesen. Seine fruchtigen Aromenverbindungen sind brillant. Perlhuhnbrust mit Weinbergschnecken in Balsamessig mit Zitronekonfitüre. « Flohr de sel et des épices», möchte man ihn liebevoll apostrophieren.

 

Geehrt mit dem Michelinstern, mit Punkten, mit Kochlöffeln, mit all den Auszeichnungen, die geübte und ordenabhängige Feinschmecker für unerlässlich halten und die den chef de cuisine mit seiner Mannschaft (er hat nur einen Koch an seiner Seite!) stetig aufs Äußerste fordern.

Kräutermousse auf gelierter Tomate mit Flusskrebsen, aromatisch und perfekt temperiert.

 

Tatar vom Kalbsfilet mit eingelegten Mini-Sardinen und Tintenfisch - Anchovispistou, ausgezeichnet gewürzt und abgeschmeckt. Welcher arme Küchenjunge musste diese Filetwinzlinge vorbereiten?

Im Hauptgericht fasziniert die Kaskade an feingedünstetem Baby-Gemüse, für einen Vegetarier gelobtes Land.

 

Selbst der Familienurlaub in der abgelegensten Ecke Westkretas wird zum brainstorming für Menükreationen. Gespannt dürfen wir sein: Kalbskuttel mit Langostinos, Rochenflügel mit Zwiebelsalat. Gewagt, aber auch puristisch, bodenständig wie es die Tradition der Gegend vorgibt, leichtmundig und im Postulat der zeitgerechten Ökologie.

 

Von der Pike auf hat Georg Flohr gelernt, die Leidenschaft zu Küche und Kräutergarten liegt im mütter- und großmütterlichen Blut. Angefangen als Restaurantfachmann schiebt er eine Kochlehre nach, die ihm nicht ausreicht und nach der er sich bei Harald Wohlfahrt als chef de garde in seine Meisterschaft einklinkt. Ihn beeindruckt dessen sakrale Strenge bei der Zubereitung der Speisen, das Adlerauge, das am Pass jedes rausgehende Gericht kontrolliert. In Frankreich bei Michel Husser erlernt er ?Menge auf hohem Niveau? zu kochen, die große Oper, wie er sagt.

 

Ein Meister ist er geworden. Seinem Tagesmotto gerecht: Dem anspruchsvollen Gast verpflichtet.

 

Der strapaziös zitierte Satz, ein Mann ist nur so gut wie die Frau hinter ihm, bestätigt sich bei Kirsten Flohr hundertprozentig. Charmant, idealistisch, ungezwungen, eine Sommeliere von Dionysos Gnaden empfiehlt sie die Tropfen aus der Region, schwärmt von Alexander Laible, dem besten Nachwuchswinzer Europas. Weißburgunder, Chardonnay, Sauvignon blanc mit Nase, Wein, der Spaß macht, der einen nicht erschlägt. Schon beim Zuhören möchte man die erste Flasche überspringen und zur zweiten greifen, so umwerfend zieht sie in ihren Bann. Das gepflegte Ambiente des Restaurants mit seinen geschmackvollen Details tut ein Übriges. Glücklich der, der im Sommer im Garten, großzügig wie ein Park angelegt, den Tag ausklingen lassen darf.

 

Und wie wohl ist einem am Abend, wenn man sich müde von den Ausflügen im Dreiländereck - alles liegt vor der Tür - rundum heiter in die wunderschönen Zimmer zurückziehen kann. Neun Doppelzimmer in vier verschiedenen Stilrichtungen, keines gleicht dem anderen: klassisch, romantisch, mediterran, im Landhausstil, alle ausgestattet in edlen Materialien und Designerstoffen.

 

Der Herbstag in der grauen Stadt ist gar nicht mehr trüb, es bleibt der Trost, ganz bald die Gastfreundschaft der Flohrs genießen zu können. Auch der Winter hat dort seinen Reiz.

 

?Dieser im Süden des Nordens gelegene See besteht auf nichts. Wenn Junitage durch die Blätterkronen brausen und die Wasseroberfläche in Gefunkel zerspringt, tut der See mittelmeerisch. Von Spätherbst bis Vorfrühling führen ihn Stürme weißgrün vor; da spielt er Fjord. Dieser See spielt alles nur." Mit Martin Walser möchte ich anstoßen auf das schöne Hotel in herrlicher Gegend, das noch lange mitspielt.
Autorin: Margret Buchner

Kontakt:

Flohrs Restaurant und Hotel

Brunnenstrasse 11

78224 Singen-Überlingen a.Ried

 

Tel: +49 (7731) 9323-0

 

flohr@flohrs-restaurant.de

www.flohrs-restaurant.de

 

Hotel des Monats - Louis C. Jacob

Nur mit der Pferdedroschke wäre die ?schönste und längste Hotelauffahrt der Welt? romantischer gewesen.

 

Der Besucherin gefiel es ausnehmend gut im Bus von Altona die vornehme Elbchaussee entlang bis Nienstedten.

Näher hätte kein Kutscher halten können. Die Weltstadt Hamburg öffnet sich in einem reizenden Hotel-Ensemble aus dem 18. Jahrhundert, sorgfältig und luxuriös restauriert, dem Louis C. Jacob, einem Fünfsternehotel mit spannender über 200jähriger Geschichte.

 

Die Gunst von ein paar reizenden Witwen spielt im Wirrwarr der Zeiten und Kriege eine wesentliche Rolle.

Die erste Witwe ist die eines Zuckerbäckers. Margaretha Catharina Burmester erwarb das Grundstück 1765. Ihren Sohn Nicolaus Paridom Burmester, Zuckerbäcker und leidenschaftlicher Pyrotechniker, zerriss es 1790 beim begeisterten Kanonenabfeuern. Ein ungewöhnliches Hobby, um ein- und ausfahrende Schiffe zu begrüßen. Sodass seine durch die Trauer noch hübschere Witwe Elisabeth mit ihren sechs unmündigen Kindern wieder schnell in den Hafen der Ehe einlief und den aus der französischen Revolution geflohenen Franzosen Daniel Louis Jacques freite. Es wird gemunkelt, dass sie ihm noch in der Hochzeitsnacht am 16. März 1791 ihr Anwesen verkaufte, für 3000 Goldmark. Formidable Gütertrennung. Denn jetzt, mit eingedeutschtem Namen, konnte er schalten und bereits -vive la hopp- ab 1. April 1791 ein Restaurant verwalten. Rekordverdächtig im gleichen Jahr legte er als gelernter Landschaftsgärtner die berühmte Lindenterrasse an. Eine dritte Witwe, die berühmte Madame Cliquot-Ponsardin, tritt mit dem Landsmann in genussreiche Geschäftsbeziehung, der Champagner fließt seither direkt aus der Kellerei der Witwe in den historischen Eiskeller des Hauses.

 

Eine Eisenbahnlinie vereinfachte den Zutritt zum sehenswürdigen Jacob, um 1860 hatte sich die Bezeichnung ?Hotel? eingebürgert, aber erst der Enkel des Gründers Louis Carl Jacob baute aus. Alles was Rang und Namen hatte ? wie auch heute - fand sich dort ein, so Max Liebermann, der die Lindenterrasse malte.

 

Die Kunst zog zur Kulinarik, in jedem der 85 erlesenen Zimmer und Suiten hängen heute Kunstwerke, vornehmlich von Künstlern aus dem norddeutschen Raum.

 

Und damit beenden wir die pikanten Details über Wirren, Wirbel und Besitzerwechsel, den zeitgenössischen Teil der Augen- und Gaumenweide müssen Sie erleben.

Ein alter Hamburger Freund, der Satiriker Hans Scheibner schwärmt: Das ?Jacob? ist sozusagen Hamburgs bester Balkon an der Elbe, ein Schmuckstück, ?Jacob? ist einfach eine goldene Visitenkarte Hamburgs, nicht nur wegen der Küche, auch wegen der Lage. Recht hat er!

 

Seit 1997 ein Hotel für Menschen, die kein Hotel mögen, die sich einklinken in hanseatische Lebensmaxime. Voll privatem Charme, individuell, vornehm. Die kleine zweistöckige Kaufmannsvilla mit ihrer überraschenden Weite innen, herrschaftlichen Zimmern und Bädern, einer großzügigen Wohnhalle mit Kamin, einer Bibliothek, mit den Nebengebäuden, das ?Kleine Jacob? als uriges bestsortiertes Weinlokal, ein Traumambiente. Auf der Lindenterrasse fühlt man sich leicht wie ein Flügelschlag aus Liebermanns Impression.

Im Gourmetlokal geben die hohen Flügeltüren den Blick ungetrübt frei auf die Elbe, auf große Pötte, rüber zum Quartier von Airbus, regelmäßig auf den Star unter den Luxuslinern, Queen Mary II. Der Duft der weiten Welt weht in die buddenbrookische Intimität.

Der Sternekoch Thomas Martin holt seit 12 Jahren alle an den Tisch - manche nach Begehr exklusiv an den in der Küche-, ob zum Business-Menu léger, begleitet von grünen Tees, ob zum Menu vert (Himbeere ? Honig-Vinaigrette und andere vegetarische Feinheiten) oder zu

den Überraschungsköstlichkeiten: Atlantikhummer mit Wassermelone, bretonische ?Jacobsmuschel? auf Bulgur, sehr deliziös, geschmortes Ochsenbäckchen und Zitronenpolenta. Der Genuss lebt ungeschmälert beim Schreiben auf.

 

Aus einer Gastronomenfamilie stammend, die Kochlehre zunächst observierend durchkochend, zündete es während seiner Zeit bei Lothar Eiermann, verdichtete sich bei Witzigmann, verfeinerte sich bei Dieter L. Kaufmann.

 

Täglich fordert ihn der Kampf auf dem Teller, und er siegt mit 18 Gault Millau-Punkten, Löffeln, Kochmützen, einem Michelinstern. Gestützt von einer 40köpfigen engagierten Crew und bereichert durch seine Familie, seine rekreativen Hobbys wie lesen, Musik hören, Rad fahren Einen anderen großen Mann holte sich die Eignerfamilie Rahe mit ihrem Geschäftsführer und Hausherrn, Jost Deitmar, 1997 ins Haus.

 

Er erspielt mit seinem motivierten Team weitere Trophäen: Hotel-Manager des Jahres, Hotelier und Gastgeber des Jahres.

Eine hübsche Ergänzung zu all den Superlativen bietet die Aufnahme in die weltweite Allianz der Leading Small Hotels of the World. Eines von nur zehn in Deutschland. Eines, das man erleben muss.


Überlassen wir Hans Scheibner das Schlusswort und genießen:

Bei ?Jacob? werden die vornehm-steifen Hamburger vor lauter Vornehmheit wieder locker, bei ?Jacob? isst man nicht, man diniert, wer als Hamburger noch nicht im ?Jacob? war, gehört entweder nicht zur besseren Gesellschaft oder er kann es sich schon wieder leisten, nicht dort gewesen zu sein. Die können es sich sogar leisten, einen bekannten Hamburger Satiriker einzuladen - und der vergisst seinen Klassenkampf und fühlt sich geehrt.

Autorin: Margret Buchner

Kontakt

 

Hotel Louis C. Jacob

Elbchaussee 401-403

22609 Hamburg

Telefon: (+ 49) 040 / 822 55 - 0

Telefax: (+ 49) 040 / 822 55 - 444

 

jacob@hotel-jacob.de

www.hotel-jacob.de

 

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