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Restaurant des Monats Dezember 2014

arrow left Kalckreuth, Romantik Hotel Dorotheenhof, Weimar, Deutschland arrow right

 
Hotel: Romantik Hotel Dorotheenhof
Adresse: Dorotheenhof 1 - Schöndorf, 99427 Weimar
Küche: Regional

...wie bündelt der Historiker Adolf Stahr: Eigentlich ist Weimar ein Park, an dem eine Stadt liegt.

Das ALBOTH’S  im Romantikhotel Dorotheenhof repräsentiert einen verführerischen Dezember-Hingucker und  Aufwärmer. Von außen und innen.
Das Restaurant, eine Lady in Red, beschwingt als optischer Vitaminstoß, mit flackerndem Feuer im Kamin. Herz, was willst du mehr in der Tristesse des Nebels.

Wenige Kilometer außerhalb von Weimar, diesem märchenhaften Weltdorf inmitten des grünen Herzens von Deutschland, so schwärmt der Hausprospekt. Denn, wie bündelt der Historiker Adolf Stahr: Eigentlich ist Weimar ein Park, an dem eine Stadt liegt. Und das Romantikhotel Dorotheenhof, ein ehemaliges Rittergut, liegt in einem schönen  Park mit alten Bäumen. Wild gepflegt.
Goetheverträumt blicken wir von der Terrasse ins Ilmtal. Der Dichter hatte wesentlich zur städtischen Parkgestaltung beigetragen. So weit, so gut, so klassisch. Das favorisiert auch Claus Alboth, Hotelier und Chef de cuisine. Berliner, Jahrgang 1964.

Wahrhaftig von der Pike auf hat Alboth gelernt und gibt das in seiner Kochschule des Jahres (Bertelsmann) weiter. Im Steigenberger Hotel Berlin unter seinem verehrten Meister Robert Heinzelmann; zunächst begann er als Page in Uniform, aber Zirkusdirektor..., das war nichts für ihn. Von klein auf hats ihn in die Küche gezogen. Er kochte auf dem Traumschiff und verbrachte Jahre auf der MS Europa. Ein kreativer Koch sollte Erfahrungen als Schiffskoch haben. Herausforderung, Organisation und Weltoffenheit bei hohem Seegang. Ab 1992 bis 2012 in Erfurt. Er bleibt bewusst in Thüringen. Hier hatte er Erfolg, er will als Dank die Spitzengastronomie weiter ausbauen. Eine sympathische Person mit Wuschelkopf und Grübchen, bodenständig, gradlinig, „die Klassik kommt zurück“, sagt er. Allerdings modern analysiert und interpretiert. Zu Feinschmecker-, Gusto-, Michelinauszeichnungen ehrt ihn der Gault Millau mit 16 Punkten. Das ALBOTH‘S ist eines der zwei besten Restaurants in Thüringen. Behutsam experimentiert Alboth mit dem Produkt, das wie bei allen guten Köchen der alleinige Star ist. Natürlich aus der Region, selbstverständlich der Saison geschuldet. Keine Convenience Zugeständnisse in der Gourmetküche, wenngleich der Chef privat gerne einfach isst. Ungewöhnlich für Köche: Bei ihm hat Entspannung im Urlaub die oberste Priorität und nicht die Hatz auf kulinarisches Ranking.
Seine Menüs brauchen keine Rivalen zu scheuen. Herrlich deliziöse Tafel-Bilder schafft er mit seinem Team. Unter Jan Großheim, den er aus der Erfurter Zeit schätzt, der darf „verrückt“ ausprobieren, er lässt ihm jegliche schöpferische Freiheit. Alle sechs Wochen werden die 2 Menüs gewechselt. Thunfisch, Rettich, Yuzu. Oxtail, Sellerie, Süßholz. Steinbutt, Petersilienwurzel, Trüffel und andere mehr. Lassen Sie sich überraschen von Skrei gezupft. Was verbirgt sich z. B. hinter dem kryptisch-lapidaren Zutatentitel Räucheraal, Kartoffel, Liebstöckel? Ein poetischer Teller mit kräftigem Geschmack. Oder hinter Reh, Buchenpilz, zweierlei Kartoffel? Ein zarter rosagebratener Rehrücken, das nussige Aroma des Buchenpilzes, die Kartoffel neutralisiert als eine verfremdete Art „Schichtnougat“, mit Süßkartoffel gestreift. Herbstlich erdige Töne. Dazu empfiehlt die sehr versierte Restaurantleiterin und Sommelière einen Weißen Burgunder aus der Region Saale-Unstrut, ein Sahnestück vom Weingut Böhme. Marta Hüller aus Prag, auch ein Mitbringsel aus Erfurt. Perlen darf man nicht verlieren.

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Köche sind die besseren Konditoren, mit dieser provokanten Behauptung verblüfft er mich. Er verweist auf begnadete Patissiers, die zuerst Koch gelernt haben. Wie René Frank im La vie. Alboth selbst ist ein leidenschaftlicher Bäcker, im Jahr bäckt er 600-700 Weihnachtsstollen. Sie müssen unbedingt seinen Pflaumenstrudel New Style ausprobieren: Er hat ihn sozusagen in seine Bestandteile zerlegt und alle Ingredienzen einzeln als Hauptdarsteller ins Rampenlicht gehoben.

Marta Hüller serviert einen spritzigen Sekt, rosé, so süffig, dass er zum Weitertrinken verführt. Das dürfen wir an einem Dezembertag. Weil wir uns nach dem Genuss im ALBOTH‘S in eines der völlig neu gestalteten, behaglichen Zimmer im Dorotheenhof zurückziehen können.

Autor: Margret Buchner

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